Gut gemeint

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Es ist Dienstagabend. Wir stehen in einem der Bordelle, die wir als Team bLOVEd regelmässig im Luzerner Rotlichtmilieu besuchen. Eine junge Frau hat uns die Tür geöffnet.

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Es ist Dienstagabend. Wir stehen in einem der Bordelle, die wir als Team bLOVEd regelmässig im Luzerner Rotlichtmilieu besuchen. Eine junge Frau hat uns die Tür geöffnet. Nachdem wir uns kurz vorgestellt und erklärt haben, was wir machen, kommen wir mit ihr ins Gespräch. In kürzester Zeit erfahren wir ganz viel von ihr: Sie ist in einer Doppelrolle als Rezeptionistin und Arbeiterin. Seit fünf Jahren arbeitet sie in der Prostitution. Sie kommt aus Ungarn, genauer gesagt aus Budapest, ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Ihr Vater ist schon in ihrer Kindheit verstorben, ihre Mutter starb erst kürzlich an Krebs. Sie antwortet auf unsere Fragen; wir erhalten viele Informationen von ihr bzw. über sie. Es läuft gut. Wir sind begeistert und gerade voll im Fragefluss, als die junge Frau plötzlich einen Schritt zurücktritt. Sie schaut mich skeptisch an und sagt: «Warum stellst du mir all diese Fragen? Hast du Interesse daran, in der Prostitution zu arbeiten, oder bist du von der Polizei?» Es ist, als hätte sie mir eine Ohrfeige verpasst. Was meint sie damit, was habe ich falsch gemacht? Wie kommt sie auf die Idee, dass ich von der Polizei bin oder im Bordell arbeiten möchte? Innerhalb von Sekundenbruchteilen entsteht ein Fragenwirrwarr in mir. Ich räuspere mich und erwidere etwas stockend, dass keines von beiden der Fall sei. Nach einem kurzen Versuch der Rechtfertigung geben wir ihr unsere Geschenke für sie und die anderen anwesenden Frauen ab. Wir verabschieden uns und treten hinaus in die kalte Winternacht.

Was war hier gerade passiert? Ich hatte es doch gut gemeint! Aber: Meine vielen Fragen waren uns zum Verhängnis geworden. Die Begegnung klingt noch lange in mir nach. Bei unseren Besuchen stellen wir ganz bewusst Fragen: Sie helfen uns, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen. Jedoch sollte aus unserem Gespräch auf keinen Fall ein Verhör werden; es sollte kein Abfragen oder gar Ausfragen sein. Und doch: Es passiert so schnell. Wie würde ich reagieren, wenn eine wildfremde Person an meiner Haustüre klingeln und anfangen würde, mich über mein Leben auszufragen? Schnell merke ich: Die Rückfrage unserer Gesprächspartnerin war ein Schutzmechanismus. Es war ihr gutes Recht nachzuhaken. Zu oft werden Frauen, die sich prostituieren, überrollt. Ihre Grenzen werden nonstop überschritten und ihre Integrität angegriffen. Im Nachhinein bin ich stolz auf diese Frau. Sie hat uns mit ihrer Frage indirekt zurechtgewiesen und sich geschützt. Gleichzeitig hat sie uns gezeigt, dass wir ihr durch die Art, wie und wann wir Fragen stellen, Würde und Respekt geben können. Ich habe gelernt: Fragen sind hilfreich, wenn wir sie gut einsetzen.

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